Seine Geschichte in wenigen Worten…
Das von Sabine und Miron Zlatin gegründete Maison d’Izieu beherbergte von Mai 1943 bis April 1944 mehr als hundert jüdische Kinder, um sie der antisemitischen Verfolgung zu entziehen.
Am Morgen des 6. April 1944 wurden die 44 Kinder und 7 Erzieher des Heims auf Befehl Klaus Barbies, einem der Leiter der Gestapo in Lyon, verhaftet und deportiert.
Mit Ausnahme von zwei Jugendlichen und Miron Zlatin, die im estnischen Reval (dem heutigen Tallinn) erschossen wurden, wurde die gesamte Gruppe nach Auschwitz deportiert. Nur eine Erwachsene, Lea Feldblum, kam zurück, alle anderen wurden bei der Ankunft vergast.
Klaus Barbie wurde schließlich von Beate und Serge Klarsfeld mit der Unterstützung von Fortunée Benguigui und Ita-Rosa Halaunbrenner, zwei Müttern, deren Kinder aus Izieu deportiert wurden, gesucht und nach Frankreich zurückgebracht, wo ihm vor einem französischen Gericht der Prozess gemacht wurde. Dank der Aussagen zahlreicher Zeugen wurde er 1987 in Lyon wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und verurteilt.
Dieser Prozess verankerte die Razzia von Izieu endgültig in der französischen Erinnerungslandschaft.
Im Anschluss an diesen Prozess wurde von einer Personengruppe um Sabine Zlatin im März 1988 der Verein „Musée-Mémorial des enfants d’Izieu“ (Museumsgedenkstätte der Kinder von Izieu) gegründet.
Seit dem Erlass des Staatspräsidenten vom 3. Februar 1993 ist das Maison d’Izieu neben dem ehemaligen Vélodrome d’Hiver und dem ehemaligen Internierungslager Gurs einer der drei nationalen Gedenkorte für die Opfer rassistischer und antisemitischer Verfolgungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die unter Mitwirkung der als „französische Staatsregierung“ bezeichneten Vichy-Regierung (1940-1944) begangen wurden.
Die geschützte Gedenkstätte wurde 1991 dank einer landesweiten Spendenaktion in das erweiterte Verzeichnis der historischen Denkmäler aufgenommen.
Im Rahmen des Bauprogramms der Grand Travaux der Présidence de la République wurde die Gedenkstätte des Maison d’Izieu am 24. April 1994 von Staatspräsident François Mitterrand eingeweiht.
Im Jahr 2015 wurden im Maison d’Izieu das nach Sabine und Miron Zlatin benannte Gebäude errichtet, die Dauerausstellung neugestaltet und neue digitale Elemente umgesetzt. Es wurde am 6. April 2015 von Staatspräsident François Hollande eingeweiht.
Das Maison d’Izieu eröffnet 2022 einen neuen Ausstellungsbereich, die Galerie Zlatin, die der temporären Ausstellung von Originaldokumenten oder Sammlungen dient.
Die Besichtigungsbereiche
Das Maison d’Izieu ist sowohl ein Ort des Gedenkens als auch ein Museum, in dem Sie Folgendes entdecken können:
– Das Haus, Ort des Gedenkens, in dem die Kinder und ihre Betreuer lebten; ausgestellt sind Zeichnungen, Briefe und Portraits.
– Das Museum mit der sich über drei Bereiche erstreckenden Dauerausstellung, in der Sie zahlreiche Inhalte über die Geschichte des Holocausts während des 2. Weltkriegs, die internationale Strafgerichtsbarkeit und den Aufbau einer Erinnerungskultur finden können.
– Die zwei Bereiche für temporäre Ausstellungen:
– Der Obstgarten beherbergt Ausstellungen unter freiem Himmel
– Die Galerie Zlatin stellt Originaldokumente und Sammlungen aus, zudem die Portraitzeichnungen der Kinder und Erwachsenen der Kolonie, angefertigt vom Künstler Winfried Veit
Das Maison d’Izieu heute
Ein Ort des Gedenkens, der Bildung und des Lebens, um Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verstehen und sich gegen alle Formen von Diskriminierung einzusetzen.
Das Maison d’Izieu ist heute ein Ort des Willkommens und der Anregung zur Wachsamkeit, der darauf abzielt, durch das Gedenken an die Kinder und Erzieher des Kinderheims von Izieu eine universelle Botschaft zu vermitteln und gegen alle Formen von Intoleranz und Rassismus vorzugehen.
Das Maison d’Izieu ist zugleich ein Gedenkort als auch ein Museum, in dem Sie zahlreiche Informationsangebote über die Geschichte, die Justiz und die Entwicklung der Erinnerung von Izieu finden können. Das Haus, in dem die Kinder und ihre Betreuerinnen und Betreuer lebten, ist ein Ort der Erinnerung und beherbergt die Briefe und Zeichnungen sowie Porträts der Kinder. Daneben beinhaltet das Museum eine Dauerausstellung mit einer Vielzahl von interaktiven Angeboten, die den Lebensweg der Familien und der Kinder von Izieu, den Barbie-Prozess und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor Augen führen. Zudem sind regelmäßig Wanderausstellungen im Maison d’Izieu zu besichtigen.
Durch seine Aktivitäten trägt das Maison d’Izieu das ganze Jahr über zu seinen selbst auferlegten Missionen bei:
ERZIEHEN, AUFRÜTTELN, SENSIBILISIEREN
Heute begrüßt das Maison d’Izieu jährlich mehr als 15 000 Schülerinnen und Schüler verschiedener Klassenstufen aus der Region Auvergne-Rhône-Alpes, ganz Frankreich und dem Ausland. Es werden Führungen, themenbezogene Workshops und gemeinsames Arbeiten mit Kunstschaffenden angeboten und in enger Zusammenarbeit mit den Lehrkräften durchgeführt.
BILDEN, VERMITTELN
Jedes Jahr werden im Maison d’Izieu und im Rahmen von Seminaren im Ausland, die gemeinsam mit anderen Erinnerungsorten (Yad Vashem – Israel; Frankfurt/ Nürnberg – Deutschland; Auschwitz – Polen) durchgeführt werden, Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten. Darüber hinaus sensibilisiert das Maison d’Izieu auch Studierende, Erziehende, Beamtinnen und Beamte sowie andere Berufsgruppen für die Gefahren des Rassismus und des Antisemitismus.
ERKLÄREN, INFORMIEREN, HANDELN
Um das Verstehen dieses einzigartigen Ortes zu erleichtern, werden begleitete Besichtigungen angeboten, die zugleich eine komplexe Zeitgeschichte für alle zugänglich machen: Die Shoah in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs, die Geburt einer internationalen Justiz und ihre Funktionsweise bis heute, der Aufbau einer Erinnerung an die Verbrechen gegen die Menschheit.
DOKUMENTIEREN, FORSCHEN, ARCHIVIEREN
Das Maison d’Izieu führt in seinem Dokumentations- und Forschungszentrum die Nachforschung über den Lebensweg der Familien der 44 Kinder, ihrer 7 Erzieherinnen und Erzieher sowie über das Verbrechen gegen die Menschheit fort. Daneben vervollständigt es dank regelmäßiger Schenkungen kontinuierlich seine Archivbestände. Die neuen Inhalte werden mithilfe moderner, digitaler Formate in die Ausstellung integriert.
ANIMIEREN, DISKUTIEREN
Das Maison d’Izieu ist ein lebendiger Ort und trägt mit seinem kulturellen Programm zur dynamischen Entwicklung der Region bei: Konzerte, literarische Begegnungen, politische und gesellschaftliche Debatten, Konferenzen und andere Veranstaltungen…
La Maison d’Izieu est à la fois un lieu de mémoire et un musée où vous trouverez de nombreux contenus accessibles tant sur l’histoire, la justice ou la construction de la mémoire d’Izieu. La maison, lieu du souvenir où vécurent les enfants et leurs éducateurs, rassemble les lettres et dessins des enfants et leurs portraits. Le musée est doté d’une exposition permanente rassemblant de nombreux contenus interactifs qui permettent d’appréhender le parcours des familles et des enfants de la Colonie, le Procès K. Barbie, les crimes contre l’humanité dans le monde. La Maison d’Izieu accueille régulièrement des expositions temporaires.
Auszeichnungen

Das Maison d’Izieu erhielt:
Die Ain Business Trophäe in der Kategorie “Tourismus und Kulturerbe 2019”; von Aintourisme und dem Departement Ain
Den Louis-Blum-Preis 2019 des CRIF Grenoble-Dauphiné und die Goldmedaille der Stadt Grenoble
Das Label Accueil vélo 2021 für einen auf Fahrradfahrende angepassten Service